Freitag, 30. November 2007

Danke


Dies ist der Abschluss meines Georgien Blogs und ich möchte mich bei allen bedanken, die ihn gelesen und mich mit Kommentaren bedacht haben.

Nun freue ich mich auf ein Wiedersehen!

Erste Eindrücke

Alles vertraut, aber ungewohnt. Sehe Fahrradfahrer auf der Straße, Autos mit Werbeaufschriften, die auch als solche gedacht sind, weiße einheitliche Taxis, Schulkinder mit Scoutrucksäcken an denen Kuscheltiere baumeln. Ein Junge sagt, es könnten ja eh nur Mädchen tanzen und ich möchte, dass auch er einmal georgische Männer tanzen sieht.

Das läuft ja wie geschmiert

Der Bus verlässt den europäischen Teil Istanbuls, morgen werde ich in München ankommen. Gemischte Gefühle begleiten mich. Die vergangenen Tage waren voll von schönen Begegnungen und ich hatte Zeit…

Das erste Land auf der Reise ist Bulgarien, seit 2007 Mitglied der EU und aufgrund von hoher Korruption immer wieder gerügt. Ich ahne nicht, was uns bevorsteht. Die bulgarischen Grenzer lassen uns erst einmal sämtliches Gepäck aus dem Bus räumen, es wird in Stichproben kontrolliert. Für eine reibungslose Weiterfahrt muss man eben zahlen. Sicherheitsbeamte auf der Strecke verlangen 20 €, die bulgarischen Grenzer bekommen 30, die serbische Grenzpolizei wird bei der Einreise mit je zwei Packchen Kaffee und Zucker und 4 Flaschen Wasser versorgt, doch erst die zweite Flasche Whisky ermöglicht die Weiterfahrt.

Die „Geschenke“ für die Beamten werden vom Buspersonal in den Duty Free Läden eingekauft, ohne diese kleinen Aufmerksamkeiten bleiben Busse auch schon mal unbeachtet mehrere Stunden an der Grenze stehen oder werden eben komplett gefilzt. Dieses Verfahren hat sich seit Sowjetzeiten kaum geändert, einige der Türken im Bus können mir Geschichten vom Transitverkehr der letzten 30 Jahre berichten.

Die Serben bekommen bei der Ausreise noch eine Flasche Whisky und die Kroaten eine Fanta und 3 Päckchen Zigaretten, alle Männer müssen aussteigen, Frauen dürfen sitzen bleiben. Für die Ausreise gibt es noch einmal eine Flasche Whisky.

Slovenien – wir denken nun ist es vorbei. Bakschisch braucht es nicht mehr, aber wie sind auserwählt unser Gepäck aus dem Bus zu räumen – Komplettkontrolle. Alle Koffer auf, ich muss meinen Rucksack entleeren, der Beamte wühlt zwischen Schuhen, Büchern, Unterwäsche und Mitbringseln, fragt mich, ob er sich beim Greifen in meinen Schlafsack schneiden könnte und ich steh am Ende vor einem Haufen Sachen, die alle zurück in diesen Rucksack sollen. Geschenke müssen von Papier befreit werden, es kommt nur Bahklava oder Bettwäsche zum Vorschein, auch ansonsten jede Menge leckerer Dinge: Oliven, Käse, Khakifrüchte…Empfinde Ekel für dieses Verhalten und kann meinen Mund nicht halten, frage wonach er sucht. „Waffen und Drogen“ bekomme ich zur Antwort, „ob es ihm Spaß mache die Sachen der Leute zu durchwühlen?“, „nein, was ich denn denke?“, „es sehe halt so aus!“. Anschließend wird noch der Bus auseinander genommen, ich bekomme Fotoverbot und andere Beamte machen sich schon über ihren Kollegen lustig. Muslime unter Generalverdacht? Einige sagen „ja“, andere „das ist halt Pech, kann jedem passieren“. Fakt ist wir haben länger als 2 Stunden in Kontrolle verbracht und der Bus aus Kroatien passiert uns unkontrolliert.

Aber nun – Slovenien, Österreich, Deutschland. In München angekommen bekomme ich sogar noch meinen Nachtzug nach Berlin und da bin ich nun.

Zwischen Europa und Asien







Erholen von der Busfahrt, ein paar Tage an der Grenze zwischen Europa und Asien – Istanbul. Ich lasse mich treiben, genieße die Zeit in Langsamkeit. Serdar, ein Teppichhändler liest mich auf, zeigt mir die Stadt, Essen und türkische Musik und Tanz. Wir verbringen Abende in der türkischen Spielhölle. Gespielt werden Rommy und diverse Kartenspiele. Die Luft es qualmig, Männer sitzen um die Tische, die Rommysteine fliegen über die Bretter, ergeben neue Zahlenreihen, Jubel und Frust, ab und zu wechselt ein Geldschein den Besitzer, ansonsten geht es um die Rechnung des Tisches. Getrunken wird çai, Kefir oder türkischer Kaffee. Schaban, der Chef, bringt mir Lindenblütentee, da ich diese Mengen an Schwarztee nicht vertrage. Ich schaue zu, beobachte, lache und freue mich der Leute, die hier zusammen kommen, spiele selber Rommy mit, gewinne und verliere, anschließend gibt’s für alle nicht strengen Muslime noch ein Bierchen, ein Privatkonzert eines spielenden mit Teppichen handelnden Sängers.

In der Altstadt treffe ich Jafer, einen in Frankfurt geborenen Türken, und erfreue mich an seinem breiten hessischen Dialekt. Irfan, ein Bulgare türkischer Herkunft, lädt mich zu etlichen Tees ein und erklärt mir die Aufstellung von Fenerbahce Istanbul und wir sind uns einig über die Qualitäten von Jogi Löw.

Serdar bekocht mich noch mit frischem Fisch vom Fischmarkt, wir machen Spaziergänge am Bosporus und ich lerne ein paar Wörter mehr türkisch.

Nur gewonnen!

6er im Lotto und eine Liebeserklärung

„Germania, Germany, Deutschland…gut, gut!“, „Welcome“, schallt es Deutschen entgegen. Mein Pass eine Eintrittskarte, der Dietrich zu den Toren der Länder dieser Welt, ein 6er im Lotto. Glück! Ich darf reisen, Tourist sein, Voyeur fremder Kulturen, mich bedienen und beschenken lassen. Im Bus von Tbilisi nach Istanbul zeigt mir Beso, mein Sitznachbar, stolz seine Schengen-Visa. Er kauft Autos in Stuttgart und überführt sie dann nach Georgien - Arbeit und Geld…aber halt nicht für jeden. Die Meisten müssen draußen bleiben. Vielleicht bin ich nicht objektiv, vielleicht bin ich emotional, aber ich weiß, dass ich keine Liebeserklärungen und Heiratsanträge erhalten möchte nur weil ich diesen Stempel „Schengen“ auf der Stirn trage.

Auf Wiedersehen


“Spending on feasting and wine is better than hoarding our substances – that which we give makes us richer, that which we hoard is lost.”

Rustaveli, Georgian poet

Mich hat das Leben in Georgien auf alle Fälle sehr bereichert und ich bin dankbar, dass ich hier sein und arbeiten durfte. Ja, ich werde das Leben und die vielen schönen Menschen hier vermissen, unsere Familie, die Absurditäten des Alltags, das Gefühl ständig etwas Neues zu entdecken, den Einfallsreichtum mit dem Lösungen gefunden werden, das Treiben und sich treiben lassen, die Verbindung von Restaurant und Tanzlokal und das Erlebnis Marktbesuch.

Es geht zurück in ein winterliches Deutschland und auch darauf freue ich mich – ich werde nicht mehr so aus der Masse herausstechen, werde nicht mehr tagtäglich angestarrt werden, werde in meiner Sprache sprechen können und hoffentlich verstanden werden.

Dienstag, 20. November 2007

Die Zeit ist um


Unser Konzept für die Ausstellung und das Informationszentrum ist fertig, gedruckt und gebunden, es wird übersetzt und hoffentlich in naher Zukunft umgesetzt. Mit lettischem Schichtsalat, deutschem Kartoffelsalat, estnischem Likör und georgischem Cognac haben wir gestern unseren Abschied begangen. War das nun der Abschluss?

Montag, 12. November 2007

Odessa



Keine Sorge, ich habe keinen neuen Reisepläne. Die Traube, aus dem unser nun fertig fermentierter Wein besteht, heißt Odessa, der Wein Arsacius.

Borjomi im Winter

Gestern zeichnete die Schneegrenze noch ungefähr 100 m oberhalb Borjomis eine weiße Linie auf den Wald. Nun hat die Kälte der Nacht einen frostigen Dunst über die Stadt gelegt, die Sonne scheint, im Büro wird endlich geheizt und wir können aus der Wärme den Blick in die Kälte genießen.

Freitag, 9. November 2007

Taktik?!

Saakaschwili hat den Wahltermin auf den 5. Januar vorverlegt. Nun hat die Opposition gerade einmal zwei Monate Zeit einen geeigneten Gegenkandidaten zu finden.

Mittwoch, 07.11. - Mit Tränengas und Schlagstock

Nachdem die Demonstranten nicht wie vom Präsidenten geplant am Sonntag die Rustaveli Avenue geräumt haben, muss nun Gewalt eingesetzt werden. Die Polizei und das Militär gehen mit Schlagstocken und Tränengas auf die Demonstranten los. Selbst Schewardnadse hatte solche Methoden während der Rosenrevolution vor 4 Jahren nicht angewandt.

Die Bilder im Fernsehen sind schockierend. Im Büro wird heute nicht gearbeitet, alle starren gebannt und entsetzt auf den Fernseher. Unsicherheit und Unverständnis.

Der Notstand wird ausgerufen und der unabhängige Fernsehkanal vom Militär gestürmt. Nun wird es für 15 Tage Nachrichten nur im Staatsfernsehen geben. Aber laut Saakaschwili ist Georgien ein demokratisches Land mit Pressfreiheit und der Aufstand von Rußland inzeniert. Das Staatsfernsehen zeigt abgehörte Telefongespräche zwischen Oppositionisten und russischen MPs. Nun bleibt der Fernseher aus.



Wäre ich doch der Wein

Herbst, es will gar nicht mehr aufhören zu regnen. Unsere Klamotten trocknen auf dem Balkon und werden doch immer nasser. Wir sehen unseren Atem im Zimmer. Der Wein durfte in den geheizten Raum unserer Vermieter umziehen, nun hat er es warm und gemütlich und beendet hoffentlich bald den Fermentationsprozess. Auch wir werden zum Aufwärmen eingeladen, nehmen unsere Suppe mit und werden gleich noch mal gefüttert. Gegen meine Halsschmerzen bekomme ich einen Tee aus Himbeermarmelade und schaffe es erst nach dem ersten gehäuften Teelöffel Zucker zu protestieren. Ieva träumt in der Nacht von zuviel Essen, ein Phänomen, das ich bisher nur aus Svanetien kannte…uns geht es gut!

Auf Staatskosten


Die Straße zum Tbilissi Flughafen wurde zu Ehren des Besuch des US amerikanischen Präsidenten in George W. Bush Avenue umbenannt. Bei einem Besuch von ausländischen Staatsgästen wurden sämtliche Balkone an der Straße mit Kunstblumen geschmückt. Den Nato Gästen wurden die Demonstrationen in Tbilisi vorenthalten und Saakaschwili fuhr mit ihnen lieber zum Weinfest in das totalsanierte Signakhi in Kachetien. Den ganzen Sommer waren dort Horden von Bauarbeitern mit der Renovierung sämtlicher Fassaden beschäftigt. Touristen werden wohl zukünftig direkt von Tbilisi nach Signakhi gekarrt, einen Blick aus dem Fenster sollten sie dabei nicht werfen, denn sonst würde ja der perfekte Eindruck gestört.

In Batumi wurden alle Balkone zur Promenade auf Staatskosten mit Markisen versehen. Der Präsident hat eben Geschmack und so wird er zumindest als Micha, der Erbauer der Fontänen, in die Geschichte Georgiens eingehen.

Dienstag, 6. November 2007

Demonstrationen in Tbilisi

Seit letztem Freitag wird in Tbilisi gegen Präsident Saakaschwili demonstriert. Ich möchte an dieser Stelle nur auf einen Artikel in der Zeit online von Nadja Pantel, einer GLEN Teilnehmerin in Tbilisi, verweisen. Diesen findet ihr unter http://zuender.zeit.de/2007/44/georgien-vier-jahre-nach-rosenrevolution

Mit Blick auf Mt. Ararat

„Welcome to Armenia!“ sagte der Grenzbeamte zu mir und so habe ich mich bei dem kurzen Aufenthalt in Armenien auch gefühlt. In Jerevan wurden wir von einer Freundin einer Freundin von Christina betreut und auf unserem Weg nach Norden gleich an ihre Familie weitergegeben. Wir durften uns sämtliche Hochzeitsfotos und Videos ansehen und wurden mit reichlich Essen versorgt, bekamen einen Einblick in die armenische Gemütslage und haben sämtliche Kirchen auf dem Weg besichtigt. Letzteres besonders aus dem Grund, dass Armenien im Jahre 301 nach Christus als erstes Land das Christentum als Staatsreligion annahm und die Armenier auch heute nicht müde werde, dies den Besuchern mitzuteilen. Zur Gemütslage lässt sich sagen, dass die großen Zeiten Armeniens lange zurück liegen, das Land zwei „Feinde“ zu Nachbarn hat – die Türkei und Aserbeidjan – und das ihr heiliger Berg, der Mt. Ararat heute zur Türkei gehört, aber an klaren Tagen weithin sichtbar ist.

Naturerlebnis im Nationalpark

“Letztendlich bewahren wir nur, was wir lieben. Wir lieben nur, was wir verstehen. Wir verstehen nur, was uns beigebracht wurde.” Baba Dioum, Senegalesischer Dichter
...aber bitte spielerisch!


Gottvertrauen

Wenn ein Marsrutka Fahrer genügend Ikonen in seinem Fahrzeug zu hängen hat und sich beim Vorbeifahren an sämtlichen Kirchen dreimal bekreuzigt, so kann man den Fahrstil wohl mit Gottvertrauen und nicht mit Lebensmüdigkeit erklären.

Dienstag, 30. Oktober 2007

Die Lieblingsfarbe des Präsidenten



Saakaschwili`s Lieblingsfarbe ist bunt und grell. Persönlich scheint er eine „Verbunterung“ des Landes anzuordnen. Keine Brücke ist vor dem Farbspiel sicher, in den Parks müssen Sträucher und Felsen in wechselnden Farben angestrahlt werden, rote und weiß leuchtende Kunstbäume werden „angepflanzt“ und Fontänen müssen in mindestens 5 Farben erstrahlen und plötzlich beißen sich auch rot, rosa und orange nicht mehr.

Nur das herbstliche Farbspiel des Waldes ist nicht von ihm beeinflusst und daher wirklich traumhaft!

Montag, 29. Oktober 2007

...und unser Wein lebt!

Auf die Straße „fahren“

In Georgien gibt es eine etwas andere Form des Demonstrierens, während wir uns zu Kundgebungen versammeln, steigt hier die Opposition in ihre geliebten Autos und fährt im Autokorso hupend und mit Fahnen geschmückt durchs Land. Dies geschied derzeit mehrfach wöchentlich und für Freitag sind dann doch große Kundgebungen in allen Städten und besonders in Tbilisi geplant. Ziel ist es Sakaschwili zu entmachten. Wir sind gespannt!

Aus eins macht drei, aus zwei macht vier – unterwegs auf georgischer Landstraße

Aus ökologischer Sicht musste ich den georgischen Fahrstil gut heißen: Es wird schlichtweg weniger Fläche versiegelt, wenn man auf einer zweispurigen Straße vierspurig fährt. Bei einem solchen Manöver schrammte unsere eine andere Maršrutka, aber was soll`s. Besonders amüsant ist es auch wenn ein überholendes Auto überholt wird oder zusätzlich noch Kühe am Verkehr teilnehmen.

Samstag, 27. Oktober 2007

Der süße Saft der Trauben

Das sieht jetzt vielleicht etwas diletantisch aus: Traubensaft per Hand gepresst. Es war aber ein grosser Spaß, fast wie im Schlamm spielen. Jetzt hoffen wir nur, dass unsere verbleibende Zeit noch ausreicht den Saft in Wein umzuwandeln. Da in unserem Zimmer weniger als die empfohlenen 15 Grad herrschen, läuft die Fermentation wohl nur verlangsamt. Ja, ja, wir werden noch zu richtigen Weinexperten... Ich halte euch weiterhin auf dem laufenden, etwas Schaun und ein paar Blasen haben sich nach zwei Tagen schon gebildet.


Donnerstag, 25. Oktober 2007

Herbstwanderung

Die Wanderung ist nun schon bald einen Monat her, aber ich möchte Euch die Bilder trotzdem nicht vorenthalten.


Der Kaukasische Salamander, eine endemische Art, im Kochtopf. Er kam halt so aus dem Wasserrohr geflutscht.


Herbstliche Rhododenderfärbung


Mittagspause

Ein paar Eindrücke und Momente

1.Liga Fußballduel in Borjomi und wir sind natürlich dabei.

Ein Auto vollbeladen mit Khakifrüchten. Die Tür geht nur noch notdürftig zu. Heute hat Ieva für unseren morgigen Kindertag 20 kg Obst gekauft und etwa 5 Euro bezahlt. Das erfreut den Obstliebhaber! Von unserem Weinansatz aus 10 kg blauer Trauben werdet ihr sicherlich in nächster Zeit noch mehr hören.

Herbstlicher Anblick im Park von Borjomi.

Nach einem Schwefelbad.

Montag, 15. Oktober 2007

Kachetien - das Paradis





Schon an den Straßen stehen Bäume und Sträucher voller Früchte, man blickt über riesige Weinfelder. Wir helfen bei der Weinlese und werden zum Supra eingeladen.
Fotos: Weinlese in Kachtien. Wein so weit das Auge reicht. Vom Saft zum Wein. Mmh - frische Feigen. Signagi - ein Dorf wid zum Touristenstädtchen ausgebaut. Die Reste der Trauben werden zu Tschatscha verarveitet (georgischer Grappa).

Höhlenkloster von Vardzia



Im Höhlenkloster von Vardzia aus dem 12. Jahrhundert leben auch heute noch Mönche.

Zwischen Bergen und Türmen
















Svanetien – „eine überbewertete Schweiz mit Blutrache“ war Nadjas Kommentar. Ich möchte mir selber einen Eindruck von dieser entlegenen Region im Großen Kaukasus an der Grenze zu Abchasien und Russland verschaffen. In Tbilisi treffe ich mich mit Christin und Felix und wir besteigen den Nachtzug nach Zugdidi. Angekommen – wir sind die letzten im Zug und der Schaffner trägt Felix auch noch sein T-Shirt nach. Mit der Marsrutka geht es entlang steiler Abhänge in Richtung Mestia. Das letzte Stück des Weges ist abschüssig und so lässt sich Benzin sparen indem der Motor ausgeschaltet und der Schwung ausgenutzt wird, den haben wir! Ein „langsam, langsam“ der ausländischen Mitfahrer sorgt beim Fahrer nur für noch mehr Vergnügen.

Abgeholt werden wir von Soja Goshteliani, unserer Wirtin. Die Familie Goshteliani ist stolzer Besitzer eines Turmes. Die Türme prägen das Bild aller Orte im Oberen Svanetien. Da diese so errichtet sind, dass ein Großteil der Masse in den unteren vier Metern des Turmes liegt, sind sie bei Erdbeben und Lawinen besonders stabil und so stehen sie bereits seit dem 12. Jahrhundert. Zudem dienten sie dem Schutz bei Angriffen von außerhalb bzw. von verfeindeten Familien. Mir scheint es jedoch, als sei ganz Mestia eine Familie.

In den nächsten Tagen werden wir gemästet, drei Mahlzeiten täglich oder ein Lunchpaket, welches wir nicht einmal mit Hilfe weiterer Touristen verdrücken können. So bekommen wir einen Eindruck der svanetischen Küche – viel Fett, denn in den Bergen braucht man halt Energie.

Neben dem Essen stehen Wanderungen, ein Ausflug nach Ushguli, der höchstgelegensten Siedlung Georgiens, und der Besuch des ethnographischen Museums von Svanetien auf dem Programm.

Die Landschaft ist beeindruckend – in alle Richtungen schneebedeckte Berge und davor die Farben des Herbstes. Am letzten Abend bekommen wir noch ein Privatkonzert svanetischer Volksmusik und müssen aus Höflichkeit zwei Mahlzeiten verdrücken.

Begeisterung für diesen Fleck Erde und seine Menschen und der Gedanke „ich komme wieder“!