Montag, 15. Oktober 2007

Zwischen Bergen und Türmen
















Svanetien – „eine überbewertete Schweiz mit Blutrache“ war Nadjas Kommentar. Ich möchte mir selber einen Eindruck von dieser entlegenen Region im Großen Kaukasus an der Grenze zu Abchasien und Russland verschaffen. In Tbilisi treffe ich mich mit Christin und Felix und wir besteigen den Nachtzug nach Zugdidi. Angekommen – wir sind die letzten im Zug und der Schaffner trägt Felix auch noch sein T-Shirt nach. Mit der Marsrutka geht es entlang steiler Abhänge in Richtung Mestia. Das letzte Stück des Weges ist abschüssig und so lässt sich Benzin sparen indem der Motor ausgeschaltet und der Schwung ausgenutzt wird, den haben wir! Ein „langsam, langsam“ der ausländischen Mitfahrer sorgt beim Fahrer nur für noch mehr Vergnügen.

Abgeholt werden wir von Soja Goshteliani, unserer Wirtin. Die Familie Goshteliani ist stolzer Besitzer eines Turmes. Die Türme prägen das Bild aller Orte im Oberen Svanetien. Da diese so errichtet sind, dass ein Großteil der Masse in den unteren vier Metern des Turmes liegt, sind sie bei Erdbeben und Lawinen besonders stabil und so stehen sie bereits seit dem 12. Jahrhundert. Zudem dienten sie dem Schutz bei Angriffen von außerhalb bzw. von verfeindeten Familien. Mir scheint es jedoch, als sei ganz Mestia eine Familie.

In den nächsten Tagen werden wir gemästet, drei Mahlzeiten täglich oder ein Lunchpaket, welches wir nicht einmal mit Hilfe weiterer Touristen verdrücken können. So bekommen wir einen Eindruck der svanetischen Küche – viel Fett, denn in den Bergen braucht man halt Energie.

Neben dem Essen stehen Wanderungen, ein Ausflug nach Ushguli, der höchstgelegensten Siedlung Georgiens, und der Besuch des ethnographischen Museums von Svanetien auf dem Programm.

Die Landschaft ist beeindruckend – in alle Richtungen schneebedeckte Berge und davor die Farben des Herbstes. Am letzten Abend bekommen wir noch ein Privatkonzert svanetischer Volksmusik und müssen aus Höflichkeit zwei Mahlzeiten verdrücken.

Begeisterung für diesen Fleck Erde und seine Menschen und der Gedanke „ich komme wieder“!

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