Donnerstag, 20. September 2007

Angekommen?




Nach einem Monat in Borjomi fragt mich die Verkäuferin im Supermarkt, warum ich denn so lange nicht mehr hier war, gibt mir der Nachtwächter des Nationalparks zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange und treffe ich auf dem Weg durch die Stadt etliche Bekannte, schaue ich über den Dreck hinweg und erkenne wieder die Schönheit und freue ich mich über die Absurditäten, bringt mich der Hund unserer Vermieter zur Arbeit und laufe ich lächelnd durch die Straßen.

Montag, 17. September 2007

Tbilisi - Eindrücke und Absurditäten























































Der Immobilienmarkt von Tbilisi befindet sich am einen Ende der "trockenen Brücke". Die Straßenhunde suchen Schutz unter einem Lada Niva.
Bananen und Brillen können auch gut mal zusammen verkauft werden.
Der Markt am Hauptbahnhof erfreut mein Herz. Neben der teilweise bereits schön restaurierten Altstadt gibt es auch Wohnviertel. Bereit für ein Abenteuer - die Metro-Rolltreppen von Tbilisi. In der Ferne strahlt Mount Kazbek in seinem Schneegewand.

Ein Ausflug mit georgischen Taxifahrern













In Kazbegi besteigen wir zwei Lada Niva für unseren Ausflug ins Truso-Tal. Der erste Zwischenstopp bei einem der Taxifahrer – sie benötigen noch eine Wassermelone für ihr Picknick. Angekommen am Startpunkt unserer Wanderung wird der 5-Liter Kanister Wein herausgeholt und wir werden zum ersten Picknick eingeladen. „Je mehr wir selber trinken, desto weniger bleibt Ihnen“, aber wirklich erfolgreich sind wir nicht, denn wir wollen ja schließlich wandern.

Das Truso Tal ist ein Paradies für Geologen und Ästhetiker, leider hält sich meine Ahnung über Ersteres in Grenzen und so versorge ich meine Mitwanderer mit Halbwissen.

Das Tal liegt zwischen Süd- und Nordossetien und wir werden von netten Grenzbeamten registriert, dürfen aber weiterlaufen.

Zurück am Ausgangspunkt wird noch einmal gepicknickt und die Fahrt zurück nach Kazbegi beginnt…doch georgische Gastfreundschaft…wir werden also von unseren Taxifahrern noch zum Chinkali essen und Wein trinken eingeladen.

Eindrücke aus Kazbegi



Montag, 10. September 2007

Die eingelegten Salamander des Borjomi-Kharagauli Nationalparks







Die Tür öffnet sich, ein miefiger Geruch kommt einem entgegen, verstaubte Präparate, Bilder, Portraits, ausgestopfte Tiere, die einen anzustarren scheinen, eingelegte Salamander, ein Rehkitz, weitere Tiere („pickled animals“). So sieht es aus im Museum des Borjomi-Kharagauli Nationalparks.

In den drei Monaten unseres Aufenthaltes hier in Borjomi werden wir in Zusammenarbeit mit zwei Angestellten des Nationalparks ein Konzept für eine neue Ausstellung entwerfen. Frei nach Konfuzius: „Erzähle mir und ich vergesse, zeige mir und ich behalte, lasse mich teilhaben und ich verstehe“.

Batumi und das Schwarze Meer




Mit der Marsrutka nach Batumi, Umsteigen in Khashuri und dann schleichen wir die Hügel hoch, Motor scheint schlapp zu machen, aber wir kommen oben an. Die Verspätung muss aufgeholt werden und so heißt es Augen zu, festhalten und nur fest daran glauben, dass nichts passiert.

Wir sind in Batumi, untergebracht bei Heidi und Clara direkt hinter der Uferpromenade. Nachdem ich die letzte Nacht nun hauptsächlich auf der Toilette verbracht habe und mich heute nur von Cola ernähre (…und es gibt ja wirklich nur Coca-Cola und Pepsi), habe ich aber doch mal im Schwarzen Meer angebadet. Wenn man die ersten 20 Meter hinter sich gebracht hat, wird es sehr angenehm, denn man hat sich aus dem Müll- und Dreckbad befreit. Die Strömung vor der Küste treibt das Wasser aus dem Mündungsbereich des Flusses Tschoroch an manchen Tagen und eben auch heute direkt zur Badestelle, …aber es gehen ja alle hier baden…

Da aber lange Strandaufenthalte nichts für mich und meine Haut sind, mache ich mich doch mal auf Stadterkundungstour: Batumi, die Hauptstadt der autonomen Republik Adscharien.

Auf Gegensätze war ich vorbereitet: ältere Frauen, die am Strand Essen, Trinken und allerlei Klimbims verkaufen, Leute, die den Müll nach Brauchbarem durchsuchen, Touristenhochburg für Russen, Ukrainer, Türken und Georgier, Mercedes und BMW auf Showrundfahrt, beleuchtete Straßenzüge, rot strahlende Kunstbäume, schöne Fassaden, heruntergekommene Hinterhöfe…, aber halt auch einfach Leben, Trubel: Die Marktstände an den Straßen, sauer eingelegte grüne Tomaten, Peperoni, Gemüse, Obst (könnte ich nur schon wieder essen J), loser Tabak, Wäsche, die zwischen den Häusern trocknet, flanierende Menschen mit Zeit, Cafés, bunte Häuser und ein Miteinander der Religionen.

Freitag, 7. September 2007

Hitliste der nützlichsten Pflanzen im Nationalpark



Nein, hier geht es nicht um endemisch oder schön sondern einfach um nützlich:

  1. Rhododendron (der Unterwuchs von Rhododendron behindert zwar die Fortbewegung im Wald stark, jedoch ist er ungeschlagen die Nr. 1, wenn es darum geht sich an steilen Hängen festzukrallen und sich so langsam in die Tiefe „abzurhododendren“.
  2. Pflanze mit vielen Blättern (im Bündel von drein oder mehr hält auch diese Pflanze gut)
  3. Ahorn und sonstige junge Bäume sind im Unterwuchs weniger zu finden, aber halten gut
  4. Riesenbärenklau (nein, hält natürlich nicht, aber die getrockneten Blütenstände eignen sich hervorragend zum Feuer anzünden und das hat uns unser erstes Abendessen gerettet, zudem habe ich die bei uns invasive Pflanze in ihrer Heimat gesehen J)
  5. Brombeere (einach süß und lecker, aber wenn man Hänge runterklettern muss, sehr schmerzhaft)

Ihr seht, wir haben unsere erste Wanderung hinter uns. Drei Tage weg von der Zivilisation, mit schönen Aussichten, beeindruckender Pflanzenvielfalt und viel Abenteuer. In Erinnerung bleiben wird wohl besonders unser Abstieg nachdem wir wieder einmal den Weg verloren hatten: knapp werdende Wasservorräte und nur den Fluss im Sinn. Wir müssen runter, weiter, schlagen uns durch Gestrüpp, Brombeeren uns Rhododendron, es wird dunkel, wir sind bereits fünf Stunden im Wald unterwegs und entscheiden uns letztlich und zum Glück im Wald zu übernachten. Wir richten uns unter einer Fichte ein, eine der wenigen und wohl der letzten ebenen Stelle, der Geruch von Erde und die frische Luft sorgen für einen entspannten Schlaf. Morgens die letzten Vorräte an Wasser, Gurke und Apfel und noch ca. 200 m steiler Abhang vor uns. Angst! Festkrallen an den oben genannten Pflanzen. Nach 2 ½ Stunden die letzte Rutschpartie, Rucksack voran in die Schlucht, wir landen auf dem Weg, den wir eigentlich hätten kommen sollen.

Die Entscheidung so etwas nie wieder zu machen ist getroffen, versprochen!

Die georgische Post



Poststation von Borjomi – leere Räume im Sowjetbau. Eine Postkarte von Georgien nach Deutschland kostet mehr als die Zugfahrt von Tblissi nach Borjomi und so wird es wohl größtenteils beim Mailverkehr bleiben. Wir kaufen trotzdem ein paar Postkarten aus Sowjetzeiten, mal sehen, wen ich damit schocken werde. Als die Postangestellte Ieva Briefmarken für 2,10 Lari verkauft, die eine ganze Postkarte füllen müssten, fange ich an zu lachen. Aber die Lösung dieses Problems wird uns gleich gezeigt: man klebt die Briefmarken einfach zu dreiviertel übereinander.

Zweiter Besuch in der Post

Die Türen sind geschlossen und ich versuche zu entziffern, was dar Zettel an der Tür wohl besagen könnte…da kommt eine Frau und versucht mir auf Russisch verständlich zu machen, dass sie gleich von innen aufmachen werde. Soviel habe ich dann doch verstanden.

Die Tür öffnet sich und im Postgebäude befinden sich mindestens vier Angestellte. Wo die wohl alle auf einmal herkommen?

9 Lari 50 kostet mein Großbrief nach Deutschland, dafür gibt es hausgemachte saure Tomaten-Chili-Soße von Meri, der Postangestellten, und hausgemachten Wein. Ich betone noch, dass ich gleich zur Arbeit muss, aber das wird nur abgewunken. Nein, so ein kleiner Schluck geht immer und man will ja auch die Leute nicht beleidigen. Zudem gibt es noch eine kurze Georgisch-Einheit und die Frage, ob ich denn morgen wiederkäme. „Nein, aber übermorgen:“ Demnächst also mehr aus der Poststation von Borjomi.

Viehhaltung



Nachdem ich mich mal wieder auf den Boden legte um ein besonders gutes Foto von der Kuh mit der Mülltüte im Maul zu bekommen, wurden wir von den lachenden Betrachtern gefragt, ob bei uns denn die Kühe nicht auf der Straße „weiden“ würden.

Donnerstag, 6. September 2007

Eine Zugfahrt, die ist lustig…


Um von Tblissi nach Borjomi zu gelangen gibt es neben dem Auto zwei Möglichkeiten: Zug und Marsrutka. Ieva und ich ziehen die 5 Stunden Zugfahrt der Marsrutka vor, die wohl nur zwei oder drei Stunden braucht, aber bei der es angeblich fraglich ist, ob man denn überhaupt ankommt. So bringt David uns zum „Borjomi“ Bahnhof und wir bekommen auch noch einen Essens- und Wasservorrat mit auf den Weg. In den Zügen gibt es jedoch alles zu kaufen, was das Herz eines Reisenden begehrt. Angefangen bei Borjomi-Wasser und Kazbegi-Bier, über Kekse und Brot, Obst und Karotten, Zigaretten und Kaugummi, hin zu Klopapier, Zahnbürsten, Shampoo, Spülmittel, Socken und Unterhosen. Faszination pur und bei dem Handel im Zug kann ich mir das Lachen kaum verkneifen. Besonders eifrig ist eine Gruppe junger Männer neben uns, die mit einer der Verkäuferinnen handelt. Das Feilschen werden wir uns auch noch angewöhnen.

Müll wird gleich aus dem Fenster geschmissen, denn dazu stehen diese ja offen. Sowieso ähneln die Gleisanlagen eher Mülldeponien.

An uns vorbei ziehen karge Hänge, die wohl seit Jahrtausenden von Rinderherden mit ihren Hirten genutzt werden. Hin und wieder stöbbern die Tiere auch in den müllbedeckten Gleisanlagen. Im Tal stehen alle möglichen Sträucher, die mir einen ersten Eindruck vom reichhaltigen Obstangebot in Georgien geben.

Richtung Borjomi werden wir von Fluss „Mtkwari“ begleitet. Meine Müdigkeit nimmt zu und ich halte mich mit Fotografieren wach. Dies erfreut unsere Mitreisenden. Allgemein wird meine Fotowut meist lachend, aber mit einem gewissen Unverständnis betrachtet.

Die Hänge sind nun von Mischwald bedeckt und ich freue mich schon auf die ersten Wandertouren.